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Ein behördlich genehmigter Steg. Eine Seltenheit in Rahnsdorf.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Treptow-Köpenick: Die wilden Stege von Rahnsdorf

Thomas Loy bittet, alle wilden Steganlagen sofort außerplanmäßig zu genehmigen. Aber was wird dann aus den Experten? Eine Glosse.

Das Berliner Genehmigungswesen steht noch ganz am Anfang. Doch, doch. Trotz intensiver, jahrzehntelanger Vermessung der Stadtoberfläche, Kartierung von Ein- und Ausbauten, von Wegen, Hecken, Schranken und Kanälen.

Was da noch alles ungenehmigt in der Gegend herumsteht: Hundehütten, Baumhäuser, Geräteschuppen, Hollywoodschaukeln, ganze Modellbahnsiedlungen in Kleingärten und Hobbykellern. Jetzt kam heraus, dass im fernen Rahnsdorf (Südostbezirk Treptow-Köpenick) 180 Steganlagen die Uferböschungen queren, davon aber nur 14 mit behördlicher Genehmigung.

Beim Betreten eines Stegs spürt man erst mal keinen Unterschied, dennoch kann das natürlich nicht so bleiben. Jeder Schritt auf einem amtlich nicht erfassten Steg ist eine klare Gesetzesüberschreitung. Man geht quasi übers offene Wasser. Führt die physische Belastung von Brettern ohne schriftliche Verankerung zu einem Absturz, kann man dem Amt später nicht weismachen, man habe die Gefahr nicht kommen sehen.

Von Jamaika hätte ein Signal ausgehen können

Das Bezirksamt in Köpenick ist schon einen Schritt weiter. Die wilden Stege von Rahnsdorf sind schon amtlich registriert und können nun einem ordentlichen Genehmigungsverfahren unterzogen werden. Für den gewässerreichen Bezirk sind zwei Mitarbeiter mit nichts anderem beschäftigt als wilde Stege zu genehmigen. Das geht ja nicht hopplahopp. Da muss das Naturschutzamt befragt, die Wasserbehörde konsultiert und das öffentliche Interesse abgewogen werden.

Gibt es da nicht einen schlauen Verfahrenstrick, um so was abzukürzen, fragte sich der Grünen-BVV-Fraktionschef Jacob Zellmer. Könnte das Bezirksamt nicht mit einem Federstrich allen Steganlagen im Bezirk einen Bestandsschutz aussprechen?

Die Antwort vom Naturschutz-Stadtrat Bernd Geschanowski (AfD): „Nein“.

Hätten ja plötzlich zwei Steganlagen-Experten im Bezirksamt nichts mehr zu tun. Von der nun geplatzten Jamaika-Koalition – grün, freiheitlich, pragmatisch – hätte ein Signal ausgehen können: Weniger Staat, mehr Uferromantik. Gebt die Stege frei! (Kümmert euch lieber um die Modelleisenbahner).

Vor Kurzem hat sich der Autor erlaubt, in seinem Garten einen Steg zu bauen, zur Überbrückung einer Feuchtwiese, die wegen einer wachsenden Rasenmähmüdigkeit entstanden war. Ist womöglich ein Schwarzbau. Und die Wiese eine ungenehmigte Nutzungsänderung einer Rasenfläche. Ich gestehe alles.

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