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Berlin-Spandau: Was trieb die 40 Wildschweine in die Havel?

Plötzlich waren sie im Wasser, schwammen zum Festland. Aber was hat sie aufgeschreckt? Der Wildtierbeauftragte hat einen Verdacht.

Die Fähre hatte kaum in Kladow abgelegt, da stürzten die Fahrgäste auch schon an die Fenster. „Da waren viele dunkle Punkte auf dem Wasser“, erzählt Tagesspiegel-Leser Wolfgang Schwens, der die Überfahrt an Bord des BVG-Schiffs zum Hafen Wannsee mit seinem kleinen Sohn genießen wollte.

Sie schwammen nahe dem BVG-Schiff

Das, was die Fahrgäste auf dem Schiff sahen, war aber kein Schwimmverein, wie Schwens beim Näherkommen feststellte. Eine ganze Rotte Wildschweine querte an jenem schönen Nachmittag den Schiffskurs in Richtung des Kladower Festlands. Vorweg die kräftige Leitbache, hinter ihr 40 Tiere. Auch die Rüssel von Frischlingen schauten aus dem Wasser. Wolfgang Schwens machte ein Foto und schickte es an den Tagesspiegel. Wir druckten es ab – und hören seitdem immer wieder irritiert eine Frage: „Wildschweine schwimmen in der Havel?“

Sie bringen dort ihren Nachwuchs zur Welt

Die 40 Tiere müssen von der unbewohnten Havelinsel Imchen aus aufgebrochen sein – die Uferzone war ganz aufgewühlt. Das Inselchen steht unter Naturschutz, liegt direkt gegenüber vom Kladower Hafen. „Sämtliche Havelinseln werden von Wildschweinen regelmäßig angeschwommen“, erklärt Derk Ehlert, Wildtierexperte des Senats, den wir angerufen haben. Die guten Schwimmer gehen gern und lange ins Wasser, da unterscheiden sie sich nicht vom Menschen (wenn nicht gerade die Freibäder geschlossen sind). Die Wege, die die Tiere zurücklegen, sind nicht immer die kürzesten Verbindungen zum nächsten Ufer. In Berlins Westen können sie laut Ehlert durchaus über den Wannsee kommen. Ihm selbst ist mal eine Rotte in der Fahrrinne Richtung Strandbad begegnet – das ist ein gutes Stückchen vom Ufer entfernt.

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Auf der Insel Imchen fressen Wildschweine die Nahrungsreste der vielen dort lebenden Kormorane. Probleme gibt es weiter südlich auf der Pfaueninsel: Dort haben die Gärtner ihre Not mit den Tieren, die immer wieder durch das gepflegte Gartendenkmal wühlen. Ziel der häufigen Ausflüge ist es auch, den Kleinen in der Rotte die besten Futterplätze der Region zu zeigen.

Zutritt für Menschen ist streng verboten

Ungewöhnlich ist laut Ehlert vielmehr die Uhrzeit. Die Rotte wandert sonst eher in der Nacht. Aber gerade an Wochenenden ist es tagsüber im Wald so laut, dass die Tiere aufgescheucht werden. Besonders, wenn Spaziergänger trotz Verbots ihre Hunde von der Leine lassen. So flüchten die Schweine auf ruhige Inseln. Perfekte Rückzugsräume, auf denen häufig der Nachwuchs zur Welt kommt. Bei der Begegnung mit der BVG-Fähre könnten die Schweine gestört worden sein. Vielleicht war es ein Paddler, der sich Imchen näher anschauen wollte. Der Zutritt für Menschen ist in dem Naturschutzgebiet verboten.

Die Tiere haben im Wasser große Angst

Ist übrigens wirklich besser so, auch für die Tiere. Denn der Wildtierexperte Ehlert rät generell, Abstand zu halten. Nicht nur, um sich selbst vor einem Angriff zu schützen. Die Tiere haben Angst im Wasser – und könnten durch die Aufregung einen Schlaganfall bekommen.

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Die BVG-Fähre schippert jeden Tag von Wannsee nach Kladow. Fahrzeit: exakt 20 Minuten. Kapazität: 300 Fahrgäste. Das erste Boot legt unter der Woche ab um 6 Uhr in Wannsee, das letzte fährt in Kladow um 19.30 Uhr zurück. Am 30. Juni bis 2. Juli fährt das BVG-Schiff länger, bis 22.30 Uhr, weil dann das Festival „Jazz in Kladow“ am Hafen stattfindet. Das ist schön, aber etwas zu unruhig für die Wildschweine auf Insel Imchen – die sind dann woanders …

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