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Die Polizei sucht weiter nach Drogen im Park. Allerdings nicht mehr so intensiv.

© Paul Zinken/dpa

Berlin-Kreuzberg: Parkläufer sollen im Görlitzer Park Konflikte lösen

Die Grünfläche ist der größte Drogenumschlagplatz der Stadt. Ein Handlungskonzept einer Anwohnerinitiative möchte einen Wohlfühlort daraus machen.

Die frohe Botschaft wird an diesem Abend bereits am Eingang der Emmaus-Kirche verkündet. In weißen Buchstaben auf rotem Grund ist sie auf einem Plakat zu lesen: „Konflikte klären im Kiez“. Es soll die Ankommenden auf einen Abend einstimmen, in dessen Mittelpunkt einer der umstrittensten Orte Berlins steht: der Görlitzer Park.

Geladen hat dazu die Arbeitsgemeinschaft Görlitzer Park. Als Moderator Jan Korte die Veranstaltung mit einem Gongschlag eröffnet, ist noch ein Großteil der Plätze frei. Pfarrerin Susann Kachel erhofft sich für den Abend dennoch einen „Geist des Streits und der Versöhnung“. Ihre Gemeinde liegt direkt gegenüber vom Görlitzer Park. Für die einen ist es eine grüne Oase, Ort der multikulturellen Vielfalt. Für die anderen der größte Drogenumschlagplatz der Stadt.

Ein Handlungskonzept wurde erstellt

Seit 2015 existiert die AG Görlitzer Park. Sie ist eine Initiative von Anwohnern und Sozialträgern unter dem Dach des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg. Lorenz Rollhäuser fasst den Gründungsgedanken in einem Rückblick zusammen: „Wir dachten damals: Es kann doch nicht wahr sein, dass wir keinen Park schaffen können, in dem wir uns alle wohlfühlen.“ Von Anfang an sei man sich einig gewesen, dass man keine Gruppe aus dem Park aussperren wolle. Vielmehr strebe die Arbeitsgemeinschaft „einen Park für Alle“ an.

Um diesen zu verwirklichen, wurde ein Handlungskonzept erstellt. Dieses stellt die Initiative am Donnerstagabend vor. Eine zentrale Forderung sind sogenannte Parkläufer. Dabei handelt es sich um geschulte Personen, die im Park Präsenz zeigen sollen, um im Konfliktfall direkt eingreifen zu können. „Ein Konzept, das europaweit einzigartig ist“, wie Rollhäuser betont. Weitere Elemente sind der Ausbau sozialer Beratungsmöglichkeiten und kultureller Angebote in Parknähe. Auch bauliche Maßnahmen werden angestrebt. Darunter fallen die Schaffung von mehr Sportstätten und einen teilweisen Abriss der Parkmauern. „Das kostet alles Geld, aber viel weniger als die regelmäßigen Polizeieinsätze“, sagt Rollhäuser.

Anstellung eines Parkmanagers

Die BVV steht hinter dem Konzept. Die Finanzierung der Arbeitsgemeinschaft ist zunächst für ein Jahr gesichert. Ein erster Schritt war die Anstellung eines Parkmanagers. Zu Bürosprechzeiten ist Cengiz Demirici in seinem Bauwagen mitten im Görlitzer Park anzutreffen. Er freut sich auf die Aufgabe, versucht aber auch die Erwartungshaltung der Anwohner herunterzuschrauben. Er sei „kein Messias. Alleine kann ich die Probleme nicht lösen.“

Demirici ist bei der Veranstaltung einer von wenigen Menschen mit Migrationshintergrund. Die Diversität des Görlitzer Parks, mit all ihren Herausforderungen, findet in der Emmaus-Kirche an diesem Abend keine Entsprechung. Viele gute Ansätze und Ideen werden vorgetragen – aber nur auf Deutsch. Es ist ein Reden über den Görlitzer Park, nicht mit ihm.

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