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Das Sportforum Berlin in Hohenschönhausen ist der wichtigste und größte Olympia- und Bundesstützpunkt in Berlin sowie ausgezeichnet als Eliteschule des Sports.

© Kitty K.-Heinrich

Berlin-Hohenschönhausen: Hängepartie an der Eliteschule des Sports

Schon über ein Jahr dauert die Suche nach einer neuen Schulleitung. Als die Würfel fallen sollten, meldet sich eine Kandidatin krank.

Die Absage kam sehr kurzfristig, und sie kam per Kurier. Eigentlich sollte am Donnerstagabend im Schul- und Leistungssportzentrum (SLZB) die Schulkonferenz stattfinden. Ein bedeutsamer Termin: Wer soll Berlins erfolgreichste Eliteschule des Sports künftig leiten? Die SPD-Bildungsstadträtin von Lichtenberg, Kerstin Beurich? Oder ihre Mitbewerberin, die seit vielen Jahren Lehrerin am SLZB ist? Die Konferenz sollte eine Empfehlung aussprechen. Es galt als sehr wahrscheinlich, dass das Votum zugunsten der Mitbewerberin ausgehen würde.

„Das kam schon sehr überraschend“

Aber am Nachmittag tauchte plötzlich ein Bote in der Schule in Hohenschönhausen auf. Nach Informationen des Tagesspiegels überbrachte er den Brief eines Anwalts. Inhalt: Frau Beurich könne wegen Krankheit nicht an der Konferenz teilnehmen. SLZB-Schulleiter Gerd Neumes sagte notgedrungen allen Teilnehmern ab, er will für den 12. Juli die Konferenz neu einberufen. Die Reaktionen auf die kurzfristige Absage sind entsprechend. „Das kam schon sehr überraschend“, sagte Neumes. „Das kam doch sehr unerwartet“, findet auch Tom Göricke, Lehrer-Vertreter in der Schulkonferenz. Vor allem aber fällt die Art der Absage völlig aus dem Rahmen.

Eigentlich sollte ein Vakuum vermieden werden

Aber das ist ja nur ein Punkt. Durch die Absage verlängert sich die Hängepartie um die Neubesetzung. Im April 2015 wurde die Stelle ausgeschrieben, weil Neumes im Februar 2016 in Pension gehen wollte. Da bis dahin die Nachfolge aber nicht entschieden werden konnte, erklärte Neumes sich bereit für eine halbjährige Verlängerung, um der Schule ein Führungsvakuum zu ersparen. Die Hoffnung war, dass sich die Personalie im zweiten Schulhalbjahr klären würde. Nun ist stattdessen die gewünschte ordnungsgemäße Übergabe in Gefahr. Denn die letzte Entscheidung hat die Schulaufsicht, die Schulkonferenz kann nur eine Empfehlung aussprechen; das Schuljahr endet am 19. Juli. Nochmal will Neumes seine Pensionierung nicht hinauszögern.

Besetzungsverfahren sind kompliziert

Auch Elternvertreter Marco Matthes ist über die Absage „nicht glücklich“. Schließlich rücke das neue Schuljahr näher, „und wir wollen unbedingt eine klar bestimmte Schulleiterin zum neuen Schuljahr“. Wenn diese Stelle aber nicht sofort nach den Ferien besetzt sei, „ist das für mich persönlich auf ein schlechtes Management der verantwortlichen Senatsverwaltung zurückzuführen“. Die Bildungsverwaltung selbst sieht sich aber nicht in der Lage, das Verfahren zu beschleunigen. Zu kompliziert ist das Prozedere, das bei derartigen Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst eingehalten werden muss. „Wir sind an einem schnellen Besetzungsverfahren im Sinne der Schule und der weiteren Schulentwicklung interessiert“, betonte Behördensprecherin Beate Stoffers.

Die Stadträtin antwortete drei Monate lang nicht auf Mails

Beurich selbst bestätigte bisher noch nicht einmal, dass sie sich überhaupt beworben hat. Eine Anfrage des Tagesspiegels vom 23. März ließ sie unbeantwortet – ebenso wie alle weiteren Anfragen zu unterschiedlichen Themen. Sie reagierte erst am 29. Juni – drei Tage nachdem der Tagesspiegel Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) auf das Abtauchen ihrer Parteifreundin hingewiesen hatte. In ihrer Antwortmail warb Beurich um Verständnis, „dass ich mich zu Personalangelegenheiten an Schulen nicht äußern kann und darf“. Das lange Schweigen zu den anderen Fragen begründete sie mit einer angespannten Personalsituation. So habe sie seit Jahresbeginn keinen Referenten und die Leiterin des Schulamtes sei seit längerer Zeit ausgefallen.

Nach den Wahlen braucht Beurich wohl einen neuen Job

Unter Beobachtern wird Beurich eine Mitverantwortung an dieser Personalsituation gegeben. Sie sei häufig abwesend und nicht kritikfähig, drücke sich um Aufgaben herum, heißt es parteiübergreifend. Ihr Krisenmanagement habe auch im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten in der Volkshochschule Lichtenberg versagt und sie habe sich auch nicht genügend bei der Unterbringung von Flüchtlingen engagiert. Dass Beurich für eine dritte Amtszeit verpflichtet wird, gilt als ausgeschlossen. Mit der Kritik an ihrer Amtsführung konfrontiert, kündigte die Stadträtin am Freitag an, sich „umgehend“ nach ihrer Genesung zu melden.
Zugute gehalten wird der ehemaligen Berufsschullehrerin, dass die Lichtenberger Schulen etwas weniger marode sind als anderswo. Die Toiletten seien „durchsaniert“, lobte SPD-Bildungsstaatssekretär Mark Rackles. Das aber reicht weder den Genossen noch den Schulen – und schon gar nicht der Eliteschule des Sports.

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