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Passanten vor dem Theater am Kurfürstendamm.

© Cay Dobberke

Update

Berlin-Charlottenburg: Einigung über die Ku’damm-Bühnen: Theaterneubau ersetzt die alten Säle

Das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm werden abgerissen, dafür darf Intendant Martin Woelffer im Ku'damm-Karree eine neue Bühne beziehen. Mit dieser Lösung ist der langjährige Streit beendet.

Nach der Senatspressekonferenz am Dienstag schüttelten sich Intendant Martin Woelffer und Geschäftsführer Norman Schaaf vom Investor Cells Bauwelt lächelnd die Hände. Diese Geste unterstrich, was Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zuvor bekanntgegeben hatte: Nach mehr als 15 Jahren ist der Streit um die zwei Boulevardtheater im Ku'damm-Karree mit einem Kompromiss beigelegt worden. Die historischen Theatersäle müssen zwar weichen, was Woelffer bisher stets verhindern wollte, doch im Gegenzug bekommt er freie Hand bei der Gestaltung einer Ersatzbühne im Kellergeschoss mit einem oberirdischen Foyer.

Mietvertrag für die nächsten 20 Jahre

Die Eigentümerfirma des Karrees zahlt die auf 10 bis 15 Millionen Euro geschätzten Baukosten für das neue Theater. Davon werden 3,3 Millionen Euro dem Intendanten für die Innenausstattung zur Verfügung gestellt. Außerdem wurde ein Mietvertrag für 20 Jahre geschlossen, mit der Option auf zwei Verlängerungen um je fünf Jahre. Die Jahresmiete soll etwa 800.000 Euro betragen. Mit einer Summe in dieser Größenordnung wolle die Landesregierung den Theaterbetrieb künftig fördern, kündigte Senator Lederer an. Derzeit liegt der Zuschuss bei 230.000 Euro pro Jahr.

Darüber hinaus erlässt der Investor den Ku'damm-Bühnen rund 600.000 Euro, die in den vorigen Jahren durch unbezahlte Betriebskosten aufgelaufen waren.

Woelffer zeigte sich erleichtert und optimistisch, obwohl er insbesondere den Abriss der alten Komödie am Kurfürstendamm bedauerte. "Der Senat hat mir vermittelt: Sie würden die Bühne gerne erhalten, können es aber nicht." Er lehne eine unterirdische Bühne nicht mehr grundsätzlich ab: "Ich habe gelernt, dass man das sehr gut hinkriegt." Außerdem könne er die Einrichtung "komplett eigenverantwortlich" gestalten, "wir sind die Bauherren". Im Vergleich zu den bisherigen Plänen für einen Theaterneubau "wird der Entwurf ganz anders, nur der Ort ist gleiche".

Dabei geht es um einen bisherigen Hof, der zum Stadtplatz umgestaltet werden soll. Der Eingang wird also nicht direkt am Ku'damm liegen, denn dort will der Investor Geschäfte ansiedeln.

Während der Bauzeit will Martin Woelffer das Schiller Theater bespielen

Im Mai 2018 soll der Spielbetrieb in den alten Theatern enden. Als vorübergehende Ersatzspielstätte ist das frühere Schiller Theater in Charlottenburg im Gespräch. Noch dient es der Berliner Staatsoper als Ausweichquartier, doch Lederer zeigte sich "ziemlich sicher, dass die Staatsoper bis 2018 wieder raus ist".

Erst in der vorigen Woche war eine Zwangsräumung der Ku’damm-Bühnen verschoben worden, die nun vom Tisch ist.

Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) lobte, ein wichtiger Kulturstandort werde gesichert; gleichzeitig gebe es mit dem geplanten Umbau des Karrees „die Chance einer weiteren Aufwertung und Belebung“ des Ku’damms.

Nun verträgt man sich: Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert, Theaterchef Martin Woelffer, Investorenvertreter Norman Schaaf und Kultursenator Klaus Lederer (v.l.n.r.).
Nun verträgt man sich: Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert, Theaterchef Martin Woelffer, Investorenvertreter Norman Schaaf und Kultursenator Klaus Lederer (v.l.n.r.).

© Cay Dobberke

Rettungsverein für die Bühnen kritisiert die Einigung

Die bezirkliche CDU-Fraktion begrüßte die Einigung nur aus "kulturpolitischer Sicht". Für die Stadtentwicklung hingegen sei es ein "Armutszeugnis", die in den 1920er Jahren vom Architekten Oskar Kaufmann für Regisseur Max Reinhardt erbauten Säle abzureißen. So sieht es auch der Verein "Rettet die Ku’damm-Bühnen" um Otfried Laur vom Berliner Theaterclub und die Grünen-Politikerin Franziska Eichstädt-Bohlig: "Wieder einmal siegt der Kommerz über Kultur- und Stadtgeschichte." Der Verein hatte früher Demos für die Erhaltung der Original-Theater organisiert und einen Bürgerentscheid durchgesetzt, der im Januar 2011 allerdings an der zu geringen Wahlbeteiligung scheiterte.

Begonnen hatte der Streit im Jahr 2002, als eine Fondsgesellschaft der Deutschen Bank das Karree erwarb und die Theater ersatzlos abreißen wollte. Es folgten mehrere Eigentümerwechsel, vor rund zwei Jahren kauften Cells und ein russischer Unternehmer den Gebäudekomplex.

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