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Berlin 2030 - Unsere Serie blickt in die Zukunft (8 und Schluss): Das plant der Senat: Abwanderungen verhindern und die soziale Einheit schaffen

Nach Auffassung des Senats verlassen zu viele Menschen Berlin auf Grund attraktiver beruflicher Perspektiven in anderen Regionen. Es besteht Handlungsbedarf, um Armut zu reduzieren und Bildung zu fördern.

Entwicklungskonzept

Das verwundert schon: Im Statusbericht des „Stadtentwicklungskonzepts Berlin 2030“ gibt es kein eigenes Kapitel zur sozialen oder gerechten Stadt. Dabei gibt es in Berlin doch genügend soziale Verwerfungen und eine weit auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich. Vorschläge findet man unter anderen im Abschnitt Bevölkerungsentwicklung und Demografie. Dort heißt es: „Dass Berlins Bevölkerung älter, internationaler und heterogener wird, kann gleichermaßen Herausforderung als auch Potenzial sein.“ Einerseits wird eine große Dynamik durch Zuzügler erwartet. Andererseits werden nach Auffassung des Senats zu viele Menschen Berlin auf Grund attraktiver beruflicher Perspektiven in anderen Regionen verlassen. Man brauche eine offensive Bleibepolitik. Wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen würden, dann sei künftig mit einem massiven Fachkräftemangel zu rechnen. Um hiesige Arbeitslose fit für den Arbeitsmarkt zu machen, müsse in Aus- und Weiterbildung investiert werden. Außerdem soll die Integration von Frauen in Unternehmen gefördert werden.

Bildung

„Bildung ist ein wichtiges Kapital der Gesellschaft“, mit diesem Satz beginnt der entsprechende Abschnitt im Stadtentwicklungskonzept. Denn gerade die Bildungschancen haben einen wesentlichen Anteil daran, wie weit ein gesellschaftlicher Aufstieg möglich ist. Ein großer Handlungsbedarf wird für die Bezirke erkannt, in denen es viele soziale Probleme gibt. Man müsse frühzeitig ansetzen, da Bildungsdefizite bereits bei der Betreuung im Kleinkindalter beginnen. Allerdings ist Berlin im bundesdeutschen Vergleich bei den Betreuungseinrichtungen für die Kleinen gut aufgestellt. Rund 42 Prozent Kinder bis zu drei Jahren besuchen eine Kita oder werden bei einer Tagesmutter betreut. Allerdings haben in Berlin überdurchschnittlich viele Kinder aufgrund ihres Elternhauses mit schlechten Startbedingungen zu kämpfen. Jedes fünfte Kind wächst in einem bildungsfernen Elternhaus auf, die Eltern haben weder einen Abschluss der Sekundarstufe II noch eine abgeschlossene Berufsausbildung. Dazu kommt häufig noch, dass diese Kinder oft in Haushalten leben, in denen beide Eltern arbeitslos sind. Im Vergleich zum nationalen Durchschnitt sind es dreimal mehr Kinder (14 Prozent). Bei den Alleinerziehenden liegt der Anteil mit 40 Prozent noch deutlich höher.

Koalitionsvereinbarung

SPD und CDU haben sich in ihrem Koalitionsvertrag 2011 beim Thema Soziales durchaus auch von der Bildungsfrage leiten lassen. Beim Punkt „Armut bekämpfen“ werden als Erstes die Bemühungen genannt, Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien an Bildungs- und Freizeitangeboten teilhaben zu lassen. Aber auch die Stadtentwicklungspolitik ist gefragt. „Wir bekennen uns zum Erhalt der „Berliner Mischung“, des Zusammenlebens unterschiedlichster Lebensstile, unabhängig von Einkommen und Herkunft“, heißt es. CDU und SPD betonen die „soziale Einheit“ der Stadt. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. Denn die Unterschiede in den einzelnen Bezirken sind beträchtlich. In reichen Bezirken wie Steglitz-Zehlendorf etwa liegt das durchschnittliche Nettoeinkommen eines Haushalts bei rund 1950 Euro und damit um rund 600 Euro höher als etwa in Neukölln. Das durchschnittliche Berliner Haushaltseinkommen liegt bei 1600 Euro. Das liegt natürlich auch daran, dass die Arbeitslosenquoten in den einzelnen Bezirken weit auseinanderliegen. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gilt deswegen als Hauptziel einer Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik. Auch die Arbeitsmarktpolitik soll neu ausgerichtet werden. Mit dem Programm „Berlin Arbeit“ sollen nicht mehr Jobs in Projekten, sondern vor allem Beschäftigungen auf dem ersten Arbeitsmarkt gefördert werden.

Die Hauptstadtregion, ihre Chancen, ihre Herausforderungen - Unsere Serie "Berlin 2030" blickt in die Zukunft.

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