zum Hauptinhalt
Grüne Achse. Am Wittenbergplatz ist der neue Mittelstreifen der Tauentzienstraße fertig. Manche Anrainer finden die Eibenbeete aber langweilig.

© Thilo Rückeis

Bauarbeiten in der City-West: Tauentzienstraße: Die Zäune verschwinden

Seit drei Jahren wird zwischen Wittenberg- und Breitscheidplatz gearbeitet, langsam geht’s voran. Aber nicht nur dort verändert sich Berlins westliche Innenstadt.

Schöner und einladender sollen einige Plätze in der Berliner City-West werden – und an drei Stellen können Flaneure jetzt beurteilen, ob dies gelungen ist: Ende voriger Woche wurde die Fertigstellung des neu gestalteten Lehniner Platzes gegenüber der Schaubühne gefeiert, und seit Montag trägt der umgebaute Rankeplatz an der Lietzenburger Ecke Joachimstaler Straße den Namen Friedrich-Hollaender-Platz. Außerdem hat das federführende Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf den ersten Abschnitt des neuen Mittelstreifens in der Tauentzienstraße freigegeben. Besonders in diesem Fall sind die Meinungen jedoch geteilt.

Wie zwischen dem Wittenbergplatz und der Nürnberger Straße schon zu sehen ist, sind Blumen und Parkbänke in der teils zu Tempelhof-Schöneberg gehörenden Tauentzienstraße passé. Eibenhecken wachsen in hellen Granitbecken, deren innere Einfassungen auch als Sitze gedacht sind. Schmuckgitter am Fahrbahnrand wurden entfernt, damit Fußgänger die Straße leicht überqueren können. Nachts sollten LED-Lampen im Boden leuchten – doch darauf wurde aus Kostengründen verzichtet.

An der Ecke Passauer Straße stehen noch Bauzäune um die Beete, obwohl diese auch dort seit Wochen fertig sind. Laut Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) kann die Einzäunung aus Sicherheitsgründen erst verschwinden, wenn die neue Ampel an dieser Kreuzung gegen Monatsende in Betrieb geht. Die vom Senat beauftragte Firma habe dies leider nicht pünktlich geschafft. Viele Anrainer, Passanten sowie Vertreter der AG City stören sich mehr an der einheitlichen Bepflanzung mit Eiben. Schulte war in der Planungsphase noch nicht Baustadtrat, betont aber, das Planungsbüro Lützow 7 habe mit dem Entwurf in einem Wettbewerb gesiegt. Kein Problem sieht er darin, dass Eiben giftig sind. Die Pflanzen würden regelmäßig beschnitten und die Blüten mit den hochgiftigen Samen entfernt. Auch die Zweige seien kaum eine Gefahr für Kinder oder Tiere, da man einige Dutzend essen müsse, bevor es zu Vergiftungen komme. Im Übrigen wüchsen Eiben auf vielen Berliner Plätzen.

Bezahlt wird die 1,8 Millionen Euro teure Neugestaltung aus dem Bund-Länder-Programm „Aktive Zentren“ und von der BVG. Diese saniert seit mehr als drei Jahren die U-Bahntunnel und musste den Mittelstreifen aufgraben. Als Folge einiger Verzögerungen dauern die Arbeiten zwischen Nürnberger Straße und Breitscheidplatz laut BVG-Sprecherin Petra Reetz noch bis zum Herbst an. Dann will der Bezirk auch dort Beete anlegen und rechtzeitig vor dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche fertig werden.

Mit Brunnen und Boulebahn. Der neu gestaltete Lehniner Platz gegenüber der Schaubühne.
Mit Brunnen und Boulebahn. Der neu gestaltete Lehniner Platz gegenüber der Schaubühne.

© Thilo Rückeis

Auf dem Lehniner Platz wurde zur „Stärkung der Aufenthaltsqualität“ der Parkplatz geschlossen. Die auffälligste Neuerung ist ein rechteckiger flacher Brunnen, auf dem man sitzen kann. Städtebaulich soll der Brunnen aus dunklem Stein einen „Bezug zum Turmgebäude der Schaubühne“ schaffen. Außerdem gibt es eine neue Baumreihe mit Sitzbänken und eine Boulebahn. Der private „City Kiosk“ soll bald in einen Neubau ziehen, der einen Bistrobetrieb ermöglicht. Auch der Bauernmarkt kann wieder auf dem Platz stattfinden. Um die Anrainer zu beteiligen, hatte der Bezirk 2010 eine Bürgerversammlung veranstaltet. Der Senat spendierte etwa 770 000 Euro aus seinem Plätzeprogramm.

Als Erfolgsmodell gilt der vor zwei Jahren erneuerte George-Grosz-Platz zwischen Kurfürstendamm und Schlüterstraße: Durch die Schließung einer kleinen Querstraße können das Café Einstein und ein italienisches Restaurant mehr Tische auf die dreieckige Freifläche stellen, bei gutem Wetter ist der Andrang der Gäste groß. Nicht ganz so gemütlich wirkt der schon 2002 umgestaltete Joachimstaler Platz am Ku’damm. Immerhin bieten ein Sandwichshop und ein Bistro draußen ein paar Sitze an. Auf benachbarten Parkbänken sitzen oft Trinker.

Auf dem neuen Friedrich-Hollaender-Platz gibt es keine Bänke. Den bisherigen Rankeplatz prägen nun unterschiedlich hohe Stelen und ein Brunnen, was nicht allen gefällt. Auf den niedrigsten Stelen können Besucher zwar sitzen, aber nur einzeln und nicht sehr komfortabel. An dieser Stelle kamen 290 000 Euro aus dem Programm „Aktive Zentren“. 22 von 47 Parkplätzen fielen ohne größere Proteste weg.

Dagegen sind Parkplätze das große Streitthema am Olivaer Platz, wo der erste Spatenstich für die seit langem geplante Verschönerung gegen Jahresende folgen soll. Zwei Anwohnerinitiativen und die BVV-Fraktionen sind sich nach wie vor uneins in der Frage, ob die 123 Stellplätze wegen des Parkplatzmangels in umliegenden Straßen gebraucht werden. Das Bezirksamt will den Parkplatz gemäß der Empfehlung einer Expertenjury schließen.

Zur Verschönerung des öffentlichen Raums soll auch die Beleuchtung düsterer Bahnbrücken beitragen. Dabei geht es zunächst um interaktive Lichtkunst an der Brücke in der Bleibtreustraße nahe dem Savignyplatz, die gegen Jahresende sichtbar werden soll, und die Aufhellung der Brücke in der Kantstraße am Bahnhof Zoo im Frühjahr 2013.

Zur Startseite