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Die Polizei war von den Krawallen vor dem Spiel völlig überrascht.

© Fabian Fuchs dpa

Ausschreitungen vor Hertha-Spiel: Fußball-Randale beschäftigt Berliner Politik

Vor dem Bundesligaspiel Hertha gegen Frankfurt haben sich 200 Hooligans in Moabit geprügelt. 96 wurden festgenommen. Innensenator Geisel verurteilt die Gewalt.

Nach den massiven Ausschreitungen vor dem Bundesligaspiel Hertha BSC gegen Eintracht Frankfurt hat Innensenator Andreas Geisel (SPD) die Krawalle scharf verurteilt. „Gewalt zwischen Hooligans ist an sich schon schwer nachvollziehbar. Was gar nicht geht, ist Gewalt von Hooligans gegen Polizisten, die mitten in unserer Stadt ausgetragen wird“, sagte Geisels Sprecher Martin Pallgen am Sonntag. Die Polizei sei „der Eskalation entschlossen und schnell entgegengetreten“, sagte Pallgen.

Die oppositionelle CDU kündigte an, die Gewalt im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses zu besprechen. Dazu sollen die Fanbeauftragten beider Vereine geladen werden. Der CDU-Abgeordnete Burkard Dregger forderte ein lebenslanges Stadionverbot für alle Beteiligten an den Ausschreitungen.

Am Samstagnachmittag ereigneten sich Szenen, wie Berlin sie sonst nur im Umfeld der Erster-Mai-Demonstrationen kennt: 200 Hooligans von Eintracht Frankfurt und Hertha BSC prügelten sich Stunden vor dem Erstligaspiel im Berliner Stadtteil Moabit. Es flogen Steine, Flaschen und Böller. Anwohner flüchteten von der Straße, Lokale und Geschäfte ließen die Rollläden herunter. Die Polizei wurde von dem Gewaltexzess völlig überrascht. Als die ersten Funkstreifen eintrafen, verbündete sich der Mob spontan – und griff gemeinsam die Polizei mit Steinen und Flaschen an. Die Beamten mussten ihre Dienstwaffe ziehen. Nur so „konnten sie einen körperlichen Übergriff verhindern“, hieß es im Präsidium.

Berlins Innensenator Andreas Geisel prangert die Gewalt gegen Polizisten an.
Berlins Innensenator Andreas Geisel prangert die Gewalt gegen Polizisten an.

© Michael Kappeler/dpa

Die Polizei hat deutlich mehr Hooligans festgenommen als zunächst bekannt wurde. Insgesamt wurden 96 Schläger in Gewahrsam genommen – 73 Anhänger von Frankfurt und 23 von Hertha. Die überwiegend maskierten Schläger setzten nach offiziellen Angaben „Schlagwerkzeuge, Flaschen, Bierkisten, Stühle und Feuerwerkskörper“ ein. Erst als zwei Hundertschaften Bereitschaftspolizei eintrafen, konnten die in unterschiedliche Richtungen flüchtenden Chaoten verfolgt werden. Sechs Männer mussten verletzt in Krankenhäusern behandelt werden, einer von ihnen ist schwer verletzt. Zwei Polizeiautos wurden beschädigt.

Polizeiintern gab es allerdings heftige Kritik daran, dass die Gewalttäter so schnell wieder freigelassen wurden. „Ein richterliches Anschlussgewahrsam wurde abgelehnt“, heißt es bedauernd in einem internen Papier. In der Vergangenheit wurde mehr Härte gezeigt: Vor zwei Jahren wurden 71 Hertha-Hooligans nach einer Attacke auf Schalker Fans zur Gefahrenabwehr als „Anschlussgewahrsam“ bis nach Spielende eingesperrt.

Die Frankfurter Schläger verbrachten den Abend unter massiver Polizeibewachung im „Preußischen Landwirtshaus“ direkt am Stadion. Das Lokal ist die Stammkneipe von Hertha-Fans, die aber an diesem Abend nicht von der Polizei hereingelassen wurden. Der Inhaber der Gaststätte sagte dem Tagesspiegel: „Uns ging der Umsatz flöten.“ Die Polizeiführung rechtfertigte die Entscheidung, die Frankfurter Hooligans ausgerechnet in einer Hertha-Kneipe zu „parken“, so: „Ganz in der Nähe standen die Busse der Frankfurter bereit für die Heimfahrt.“

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