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Aufdringliche Werbung: Berlin hängt die Riesenposter ab

Der Senat startet eine neue Kampagne gegen aufdringliche Werbung an bedeutenden Gebäuden. Zur Verschönerung des Stadtbilds hat die Verwaltung auch ein Lichtkonzept entwickelt.

Der Blick auf Berlin soll künftig nicht mehr durch großflächige Werbung verunstaltet werden. Das sieht ein neues Werbekonzept von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vor. Werbesegel werden nur noch an Hauptstraßen und Verkehrsplätzen, Videowände nur noch in Einkaufsstraßen genehmigt. Großplakate an Baugerüsten sind an enge Auflagen geknüpft. Historisch bedeutsame Bauwerke sollen gar nicht mehr durch Werbung verhängt werden. Vor einigen Jahren hatten Großplakate mit Models wie Claudia Schiffer an Gedächtniskirche und Charlottenburger Tor eine heftige Debatte ausgelöst. Junge-Reyer erklärte nun kategorisch: „Ans Charlottenburger Tor gehört keine Werbung.“ Sie kritisierte auch die Genehmigung für eine Werbefläche an der Staatsbibliothek Unter den Linden.

Im vergangenen Jahr hatte der Senat bereits die Bauordnung verschärft. Großplakate an Baugerüsten dürfen nur noch maximal sechs Monate hängen bleiben. Außerdem wurde das „Verunstaltungsverbot“ wieder eingeführt. Was im Einzelfall die Stadt verunstaltet, soll nun das Werbekonzept definieren. Dazu wurden „sensible Räume“ markiert, in denen Baugerüste nur teilweise mit Werbung verhängt werden dürfen. An Quartiersplätzen und Mauergedenkstätten sind Großplakate untersagt. Sichtachsen – etwa Unter den Linden oder die Straße des 17. Juni – dürfen nicht durch Werbefahnen oder -segel verstellt werden. Das Werbekonzept soll zunächst ein Jahr lang in der Praxis erprobt werden.

Der Spezialanbieter von Großplakaten, die Firma Megaposter, kritisierte die verschärften Regelungen. „Das ist eine Geldvernichtung sondergleichen“, sagte Megaposter-Chef Gerd Henrich. Bei der Verhüllung der Siegessäule habe der Senat auf zwei Millionen Euro verzichtet. Statt ein moderates Werbekonzept von Megaposter zu akzeptieren, habe der Senat selbst für seine Imagekampagne „Be Berlin“ geworben. Auch bei der Sanierung der Staatsoper seien Berlin Millionen-Einnahmen entgangen. Megaposter finanziert derzeit den Bau der Humboldt-Box mit Einnahmen aus der Großplakatwerbung.

Die IHK verweist ebenfalls auf die Chance, mit Großplakaten Sanierungen für Baudenkmäler zu finanzieren. „Die Werbung sollte aber in einem architektonischen Zusammenhang mit dem Bauwerk stehen“, sagte IHK-Sprecher Bernhard Schodrowski.

Zur Verschönerung des Stadtbilds hat die Verwaltung auch ein Lichtkonzept erarbeitet. Das soll helfen, den vorhandenen Wildwuchs an Laternen und Leuchtmitteln einzudämmen, Energie zu sparen und die Beleuchtung wichtiger Plätze zu verbessern. Ein „Lichtbeirat“ aus Experten ist an vielen dunklen Winterabenden durch die Stadt gewandert, um Lichtmängel aufzuspüren. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher gab das Ziel vor: „Schönes Licht ist das, in dem man selbst schön ist“. Und auch die Stadt drumherum. Rund 200 historisch wichtige Bauwerke werden derzeit angestrahlt. Ein Großteil dieser Beleuchtung gilt als nicht mehr zeitgemäß, mit Ausnahme von Bebelplatz und Pariser Platz. Um Anstrahlungen zu modernisieren, fehlt allerdings das Geld.

Erheblicher Handlungsbedarf besteht auch bei der Straßenausleuchtung. Künftig sollen Straßenlaternen auch Geh- und Radwege mitbeleuchten. Sechs Millionen Euro im Jahr gibt der Senat derzeit aus, um Gaslaternen zu elektrifizieren. Das spart bis zu 90 Prozent Energie ein.

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