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Heike-Maria von Joest, Vorsitzende der Bürgerstiftung, mit Kilian Jay von Seldeneck vom Kunsthaus Lempertz.

© promop

Art Dinner der Bürgerstiftung: Großes tun für die Kleinsten

Beim Art Dinner der Bürgerstiftung versteigert Auktionator Kilian Jay von Seldeneck hochkarätige Kunst für den guten Zweck.

Den Sprung vom Banker zum amtlich bestellten Auktionator hat Kilian Jay von Seldeneck schon geschafft. Und mehr: gerade hat der 38-jährige seine Dissertation zum Thema "Generationenübergreifende Investments im Bereich der Kunst" fertiggestellt. Nebenbei ist er noch Handelsrichter, Offizier der Reserve und vielfältig engagiert. Mit dem familieneigenen Unternehmen, dem Kunsthaus Lempertz, das er mit Ehefrau Alice in sechster Generation führt, setzt er sich auch für die Ziele der Bürgerstiftung Berlin ein.
Am Dienstagabend war er als ehrenamtlicher Auktionator beim jährlichen Art Dinner angetreten, um mitreißend den Hammer zu schwingen. Die Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Berlin, Heike-Maria von Joest,, begrüßte 387 Gäste diesmal in den Bolle-Festsälen in Moabit. Unermüdlich werbend, hatte sie beachtliche Spenden von Künstlern, Sammlern und Privatpersonen zusammengetrommelt, darunter Arbeiten von Mia Florentine Weiß, Jonas Burgert, Rebecca Raue, Edite Grinberga, Joseph Beuys, Christo, Nikolai Makarov, Neo Rauch und Jorinde Voigt.

Führung durch den Neubau des Berliner Schlosses

An diesem Abend gab es aber nicht nur Kunst zu versteigern, sondern auch sehr besondere Erlebnisse, darunter eine Führung durch den Neubau des Berliner Schlosses mit dem Architekten Franco Stella und einen Aufstieg auf den Neuköllner Rathausturm mit Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey. Die Kombination von guten Taten, hochkarätiger Kunst-Schnäppchen-Jagd, intelligenten Gesprächen und einem sehr besonderen Ambiente zog schon zum sechsten Mal eine bemerkenswerte Gästeschar an. Unter anderem Florian Langenscheidt, die Sammler Erich Marx und René Scharf, der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, die Gasag-Vorstandsvorsitzende Vera Gäde-Butzlaff, Staatssekretärin Sawsan Chebli, der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Top-Model Zohre Esmaeli waren nach Moabit gekommen. Die gebürtige Afghanin hat das neue Projekt Culture Coaches angestoßen, ein Integrationsprojekt, das zwischen den verschiedenen Kulturen vermitteln will und nach Förderern sucht. Gutes Zusammenleben könne nicht nur Sache von Politik sein, sagte Müller. Der Erlös des Art Dinners soll der ehrenamtlichen Arbeit von 500 Paten der Bürgerstiftung zugute kommen, die an Brennpunkt-Schulen helfen. Jährlich werden dort, wie Heike-Maria von Joest sagte, etwa 10<ET>000 Kinder erreicht und „auf ihrem oft steinigen Bildungsweg ein wenig nach vorne gestupst". Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt sprach mit den aktiven Schulpaten Wolf Weyermann vom Projekt „Zauberhafte Physik“, Katrin Bringmann, die sich im Bilderbuch-Kino engagiert, und der Leiterin der Fanny-Hensel-Grundschule, Jana Neubert, über ihre Arbeit in den Brennpunktprojekten. Unter anderem ging es darum, was das Engagement bei den Kindern bewirkt, wie hoch der Zeitaufwand ist und mit welchen Erlebnissen und Erfahrungen solche Einsätze verbunden sind. Dazu zählen zum Beispiel die strahlenden Augen der Kinder. Kilian Jay von Seldeneck mag besonders ein Picasso-Zitat: „Jedes Kind ist ein Künstler. Das Problem ist nur, wie man ein Künstler bleibt, wenn man größer wird.“ Dass die Bürgerstiftung den Kindern dieser Stadt schnell und unbürokratisch auf vielen Ebenen hilft, ist für den Vater von drei Kindern im Alter von sechs, vier und zwei Jahren eine wichtige Motivation zum Engagement. Im Kunsthaus Lempertz im Nikolaiviertel hatte auch die Vorbesichtigung zur Auktion stattgefunden.

Verantwortung der Sammler

Erst seit fünf Jahren ist er im Kunsthandel tätig. Vorher war der studierte Betriebswirt bei UBS in Zürich zuständig für Kunden aus dem Nahen Osten. Arabisch hatte er beim Bund gelernt. Die Arbeit im Kunsthandel macht ihm viel Spaß. Es fasziniert ihn, wie bei den Galeristen der Weiheprozess im Fokus steht, wie aus einem schlichten Stück Leinwand allein durch die Signatur eines berühmten Künstlers ein Wertobjekt wird. In seiner Doktorarbeit geht es auch um die Verantwortung der Sammler-Generation, den Nachkommen Netzwerke und ein Gefühl für die Kunst zu vermitteln, etwa durch Museumsbesuche. Stolz ist er darauf, dass er in den letzten fünf Jahren schon über zwei Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke bei Charity-Versteigerungen zusammengebracht hat, nicht nur für die Bürgerstiftung, in deren Stiftungsrat er sitzt. Als Vizepräsident beim Bundesverband deutscher Kunstversteigerer setzt er sich dafür ein, dass die Rahmenbedingungen für Sammler verbessert werden. Außerdem treibt er die Digitalisierung voran bei Lempertz, einem der größten Kunsthäuser des Landes. Jeden Tag fährt er 22 Kilometer mit dem Fahrrad, aus Charlottenburg, wo die Familie lebt, bis ins Nikolaiviertel und zurück. Zwei Schwestern und zwei Brüder hat der gebürtige Berliner, der in Zehlendorf aufwuchs und das Canisius-Kolleg besuchte. Bekannt ist auch seine Schwester Lucia, die Buchautorin und Sprecherin des Heimathafens Neukölln ist. In seinen Räumen im Nikolaiviertel bittet er gelegentlich zu eigenen Veranstaltungen mit interessanten Rednern. Der Vorstandsvorsitzende der Weberbank, Klaus Siegers, dankte ihm für die Organisation einer kompakten und aufregenden Auktion, zumal die Aufgaben nicht kleiner würden. Als Schirmherr des Art Dinners wünschte Michael Müller dem Auktionator „alle Hände voll zu tun“.

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