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Am Montag gehen die Honorarlehrkräfte in Berlin auf die Straße.

© Kitty Kleist-Heinrich

Angst vor Altersarmut: Honorarlehrkräfte demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen

Sie bringen Kindern Geige bei, unterrichten Studenten in Mathematik oder büffeln mit Migranten Deutsch: Berlin hat Tausende Honorarlehrkräfte. Am Montag gehen sie für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße.

Sie haben akademische Abschlüsse, arbeiten als Lehrkräfte, und dennoch verdienen sie nur etwa halb so viel wie Lehrer an öffentlichen Schulen: Die tausenden Dozenten von Hochschulen, Volkshochschulen, Musik- und  Sprachschulen wollen sich nicht länger  als „Lehrer zweiter Klasse“ behandelt fühlen und haben – unterstützt von Verdi und GEW - für Montag eine Demonstration vor der Bildungsverwaltung angekündigt.

Die Ungleichbehandlung hat viele Facetten und erstreckt sich je nach Institutionen auf unterschiedliche Bereiche. Als besonders hart empfinden die Betroffenen die meist fehlende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Lediglich die Volkshochschullehrer und Musikschuldozenten konnten – zum Teil nach langjährigen Protesten - durchsetzen, dass sie ab dem vierten Krankheitstag immerhin 80 Prozent des Gehalts bekommen. Nach sechs Wochen ist aber auch damit Schluss. An den ersten drei Krankheitstagen bekommt man ebenfalls kein Geld.

Keine Wiedereinstiegsgarantie nach Mutterschutz

Neben der Angst vor Krankheit treibt viele Lehrbeauftragten die drohende Altersarmut um: „Nach 35 Vollzeitarbeitsjahren zwischen 400 und 700 Euro Rente“ . haben die bei Verdi und GEW organisierten Volkshochschuldozenten  ausgerechnet.  Bei den Lehrern an Sprachschulen sieht es noch düsterer aus.  

Sie verdienen in der Regel weniger als die die Kollegen der Volkshochschulen: „Wir sind noch prekärer“, lautet daher die Einschätzung von Betroffenen, die mitunter  weit weniger als 20 Euro brutto pro Unterrichtseinheit verdienen und davon alle Sozialabgaben leisten müssen: Mit  einem Rentenbeitrag ihrer Arbeitsgeber können sie ebenso wenig rechnen wie mit einer Zahlung während der Ferien oder im Falle einer Mutterschaft. Eine Wiedereinstiegsgarantie nach dem Mutterschutz steht ihnen ebenfalls nicht zu.

Ein großer Graben tut sich auch im Hochschulbereich zwischen fest angestellten und freien Lehrkräften auf. Am Beispiel der Hochschule für Wirtschaft und Recht stellte die GEW im Vorfeld der angekündigten Demonstration dar, dass sich das Jahreseinkommen zwischen „Festen“ und „Freien“ um 56 Prozent unterscheidet.

Noch gravierender ist der Unterschied an der Zentraleinrichtung moderne Fremdsprachen der TU: Laut GEW bekommt eine freie Lehrbeauftragte im Jahr 14.400 Euro , während die festangestellte Kraft mit knapp 40.000 Euro rechnen könne.

Weltlehrertag ist Anlass

Die Gewerkschaften weisen darauf hin, dass all diese Dozenten bei staatlichen Institutionen oder in deren Auftrag arbeiten: für die Bezirke, für das Landes Berlin oder – in Bezug auf die Integrationskurse - für das Bundesinnenministerium. Gerade vor diesem Hintergrund seien derartige Arbeitsbedingungen und Ungleichbehandlungen zwischenfesten und freien Mitarbeitern nicht hinnehmbar.

Der Weltlehrertag an diesem Montag wird von GEW und Verdi zum Anlass genommen, all diese Beschäftigtengruppen und ihre vergleichbaren Probleme in die Öffentlichkeit zu tragen: Um 10 Uhr versammeln sich die Demonstranten vor der Bildungsverwaltung nahe Alexanderplatz. Um 11.30 Uhr führt eine Demonstration zur Weltzeituhr am Alexanderplatz.  Dabei sein werden auch Mitarbeiter des Goethe-Instituts sowie Vertreter der Englischlehrer-Vereinigung „Berlin Language Workers“.

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