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Die "Saubere Sache" im letzten Jahr.

© Thilo Rückeis

Aktionstag „Gemeinsame Sache“: Wie Initiativen Berlin schöner machen

Ohne sie würde Berlin auseinanderbrechen: Menschen, die täglich für das Wohl der Gemeinschaft eintreten. Aktionstag „Gemeinsame Sache“ am 9. und 10. September.

Ohne Gemeinsinn geht nichts. In Berlin, wo die Politiker vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus darum ringen, ihre Erfolge und ihre Ideen in das hellste Licht zu stellen, geht derzeit leicht unter, dass die Stadt nicht den Parteien gehört, sondern Macht nur geborgt ist. Was die Stadt im Innersten zusammenhält, sind die Menschen, die täglich gemeinsam für das Wohl der Gemeinschaft eintreten, die sich engagieren für ein friedliches und sozial gerechtes Zusammenleben. Für die wachsende Stadt Berlin, die mit ihrer Weltoffenheit und Liberalität viele Menschen anzieht, die hier an der Spree ganz individuell ihre Ziele verwirklichen wollen, ist das besonders wichtig. Die Fragmentierung in abgeschottete Lebenssphären, auch die zunehmende Zahl von Singlehaushalten, das kann ohne einen sozialen Kitt in einer wachsenden Stadt gefährliche Fliehkräfte entwickeln.
Zum bitteren Erbe der jahrzehntelang geteilten Stadt gehörte auf beiden Seiten der Mauer eine auf ganz unterschiedliche Weise verkümmerte Stadtgesellschaft. Im Ostteil unterdrückte die SED aus Angst vor dem Volk jeden Anflug von selbstverantwortlichem Bürgersinn, im Westteil sorgte die finanzielle Vollversorgung aus Bonn auf ihre Weise für einen mangelnden Bürgereinsatz. Zu den Erfolgsgeschichten nach der Wiedervereinigung gehört deshalb zweifellos auch das aufgeblühte bürgerschaftliche Engagement, die Vielzahl von neugegründeten Stiftungen und ein über die Jahre gewachsenes Geflecht an guter Nachbarschaft.

Werte, die eine Stadt schön machen

Es sind die äußeren und die inneren Werte, die eine Stadt schön machen. Die Menschen, die verwahrloste Plätze oder öde Parkanlagen pflegen, sind ebenso wichtig wie jene, die Alten, Dementen oder Armen helfen. Die entstandene Kultur des Anpackens, bürgerschaftliches Engagement ist der unverzichtbare Humus, aus dem eine verantwortungsvoll handelnde Stadtgesellschaft wachsen kann. Nur dann ist ein Gemeinwesen standfest genug, um auch auf krisenhafte Entwicklungen nicht mit radikalem Egoismus und Abgrenzung, sondern mit humanitären Antworten reagieren zu können.

Kaum jemals hat sich das in Berlin drastischer gezeigt als im Herbst 2015, als täglich bis zu tausend neu ankommende Asylbewerber das völlig überforderte und unzulänglich organisierte Landesamt für Flüchtlinge kollabieren ließ. Ohne den spontanen Einsatz tausender Berliner, die sich kurzentschlossen und mit größtem Ideenreichtum um die aus Not und Krieg geflüchteten Menschen kümmerten, wäre die Berliner Landesregierung an dieser Herausforderung gescheitert.

Unverzichtbar für die Integration

Immer noch sind diese Engagierten, die viel Kraft und Zeit investieren, unverzichtbar für eine erfolgreiche Integration. Viele Initiativen, die sich um Geflüchtete kümmern, werden auch beim diesjährigen Aktionstag „Gemeinsame Sache“ dabei sein – weil es unsere gemeinsame Sache ist, dass sich alle Menschen hier wohlfühlen und bei ihnen Hoffnung auf ein neues Leben wachsen kann. Der Aktionstag „Gemeinsame Sache“ hat seit dem ersten Aufruf der Leserinnen und Leser des Tagesspiegels vor vier Jahren eine neue Tradition begründet. Die Aktionen der rund 230 Initiativen, Vereinen, Kitas, Schulen und Unternehmen, die es 2015 in allen Bezirken gab, waren eine unübersehbare Demonstration engagierter Stadtbürger.
Hinwendung statt Ausgrenzung, Wertschätzung statt Ablehnung – das gehört zum humanitären Kapital Berlins. Auch viele Unternehmen haben begriffen, dass „Social Days“, bei denen ihre Mitarbeiter gemeinsam in sozialen Projekten anpacken, ihrem Standort etwas zurück gibt und das Gemeinschaftsgefühl im Betrieb nachhaltig fördern. Gebt der Stadt etwas zurück – das Motto hat auch viele ausländische Neuberliner zum Engagement bewegt. Menschen, die aus angelsächsischen Ländern kommen, ist dabei viel gegenwärtiger als den Deutschen, dass auch in wohlhabenden Gesellschaften der Staat keine soziale Vollversorgung leisten kann. Ohne das Miteinander der Menschen geht es eben nicht: alle für eine Stadt. Das ist unsere gemeinsame Sache.

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