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Straßenschild der Lüderitzstrasse in Berlin Wedding.

© Kitty Kleist-Heinrich

Afrikanisches Viertel in Berlin-Wedding: Die schwierige Frage der Umbenennung

Die Lüderitzstraße und der Nachtigalplatz im Afrikanischen Vierteil Berlins sollen umbenannt werden. Ihre Namensgeber sind zentrale Figuren der deutschen Kolonialherrschaft.

Die Sache mit den Straßennamen bleibt schwierig – und ein Berliner Dauerthema. Es geht immer wieder um die gleiche Abwägung: Sollte ein Namenspate, der vom damaligen Zeitgeist auf Straßenschildern verewigt wurde, vom heutigen Zeitgeist davon wieder entfernt werden? Die einen fordern politische Hygiene ein, wenn sie Nazigrößen, Kriegstreiber und Antisemiten aus dem Stadtgedächtnis streichen wollen, die anderen verlangen zumindest bei minderschweren Fällen Nachsicht: Man müsse historische Personen in ihrer Zeit sehen und in deren Zusammenhang beurteilen. Der glühende Antisemit Martin Luther bleibt unangefochten; der glühende Kommunist und Antidemokrat Ernst Thälmann ist zumindest in Berlin aus dem Straßenverzeichnis verschwunden.

Die Herren Lüderitz und Nachtigal stehen für ein Stück deutscher Kolonialgeschichte, das einem eher die Schamesröte ins Gesicht treibt. Ehren wir also lieber Menschen, die diese Anerkennung wirklich verdient haben und derer wir gern gedenken.

schreibt NutzerIn pu_FM

Das Afrikanische Viertel in Wedding liefert ein weiteres, viele Jahre lang diskutiertes Beispiel. Dort stehen die Herren Adolf Lüderitz und Gustav Nachtigal zur Disposition, zwei wichtige Figuren der deutschen Kolonialherrschaft, deren Umtriebe damals unumstritten waren, heute aber, natürlich, als verbrecherisch gelten; ihre Namen stehen schon seit der Kaiserzeit auf den Schildern. Ein weiterer Kolonialist, Carl Peters, wurde erst von den Nazis mit der Petersallee beschenkt, ist aber schon 1986 mit einem Trick entsorgt: Die BVV widmete die Straße dem Widerstandskämpfer Hans Peters.

Das neue Bezirksamt Mitte macht nun Ernst: Peters werde geprüft, heißt es, Lüderitz und Nachtigal sollen auf jeden Fall verschwinden. Was auch richtig ist – das Stadtgedächtnis kann gut ohne sie auskommen. Und dass die BVV nun an ihrer Stelle Antikolonialisten ehren will, passt zum Afrikanischen Viertel. Der Zeitgeist bevorzugt außerdem Frauen. Wie auch immer: Die Suche wird nicht einfach werden. Und erst das Ergebnis wird zeigen, ob die ewigen Debatten wirklich zu einem glücklichen Ende geführt haben.

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