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Auslaufmodell. Die Leihräder der Bahn sollen weiter verfügbar sein - obwohl ein Konkurrent den Zuschlag für die nächsten fünf Jahre bekommen hat.

© dpa

5000 neue Leihfahrräder für Berlin: Die Bahn ist raus - Call another bike

Die Leihräder der Bahn bekommen Konkurrenz. Nextbike will deutlich mehr Räder anbieten. Die bekannten Call-a-Bike-Räder bleiben trotzdem stehen.

Ein Frischling aus Leipzig hat den Weltkonzern abgehängt: Das öffentliche Leihfahrradsystem in Berlin wird künftig von Nextbike betrieben – mit deutlich mehr Stationen und Rädern als beim unterlegenen Call-a-bike-System der Bahntochter DB Rent. Die will trotz der Niederlage in der Stadt bleiben: „Unser Ziel ist, weiter ein Fahrradvermietsystem in Berlin aufrechtzuerhalten, das von der Bahn betrieben wird“, sagte ein Konzernsprecher.

Ob der Kuchen für zwei Konkurrenten reicht, scheint fraglich. Nextbike will sich erst äußern, wenn der Vertrag mit dem Senat unterschrieben ist – voraussichtlich Anfang Juli. Bis dahin nur so viel: Die Stationen sollen ohne Betonblöcke auskommen – was angesichts von mehr als 700 avisierten Stationen und 5000 Rädern ein wichtiger Aspekt fürs Stadtbild ist. Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel könnten mit günstigeren Tarifen rechnen. Der Starttermin ist offen.

In anderen Städten kassiert Nextbike pro angefangene halbe Stunde einen Euro und pro Tag neun Euro. Im Bahn-System ist der Tagestarif etwas teurer. Womöglich kommt die Bahn den Berliner Kunden künftig bei den Preisen entgegen – zumal sie auch in Hamburg und Stuttgart die erste halbe Stunde kostenlos anbietet. Allerdings hieß es bisher im Konzern, ohne Zuschuss sei das System nicht kostendeckend. Aktuell bietet die Bahn in Berlin rund 1500 Räder an 150 Stationen an und hat hier etwa 100 000 Kunden.

Die neuen Abstellplätze sollen deutlich dezenter sein

2013 und 2014 hat der Senat das Call-a-bike-System mit jeweils knapp einer Million Euro gefördert; jetzt gebe es keinen Zuschuss mehr. Mit dem neuen Vertrag stehen nach Auskunft der Stadtentwicklungsverwaltung bis zu 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, wobei über eine Bonus-Malus-Regelung auch Abzüge möglich seien. Der Vertrag laufe fünf Jahre mit der Option auf drei weitere Jahre. „Kerngebiet ist der S-Bahn-Ring“, heißt es aus der Verwaltung. Aber Erweiterungen entlang wichtiger Verkehrsachsen seien möglich. Da auch die Bahn sich auf die unmittelbare City konzentriert, stehen also tausende Räder in etwa zehn Prozent des Stadtgebietes zur Verfügung: Der S-Bahn-Ring umschließt etwa 100 von 900 Quadratkilometern Berlin. Wer in den Außenbezirken ein Rad leihen will, hat wenig Chancen.

Bauliche Eingriffe zu minimieren und die Abstellanlagen dezent zu gestalten, war laut Senat eine Kernforderung der Ausschreibung. Auch Werbung – wie bei Nextbike anderswo üblich – sei nicht zulässig, sofern es sich nicht um einen Sponsor des Systems handele.

Streng genommen handelt es sich bei Verleihstationen um eine Sondernutzung öffentlichen Straßenlandes, für die den Bezirken Gebühren zustehen. Nach Auskunft des Pankower Stadtentwicklungsstadtrates Jens-Holger Kirchner (Grüne) wurde der Bahn diese Gebühr erlassen, weil es sich um ein Modellprojekt handelte. Was künftig für den alten und den neuen Betreiber gelte, solle der Senat den Bezirken mitteilen, sagt Kirchner. Er selbst würde die Betreiber verschonen, weil ihr Angebot politisch erwünscht sei: Zum einen könnten Leihräder der Stadt Autoverkehr ersparen, zum anderen würden auch für Bushaltestellen und die rein privat genutzten Taxistände keine Gebühren kassiert.

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