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Ein Polizeifotograf machte am 2. Juni 1967 dieses Bild vom sterbenden Benno Ohnesorg.

© Polizei/Repro: Sigrid Kneist

50. Todestag von Benno Ohnesorg: Erstmals Bilder der Polizeifotografen vom 2. Juni 1967 zu sehen

Am Tag, als Benno Ohnesorg starb, waren auch offizielle Fotografen unterwegs. Sie dokumentierten den Schahbesuch, die Proteste und den Tod des Studenten. Jetzt gibt es eine Ausstellung.

Der Filmstreifen, der mit der Nummer 1808 bei der Polizei archiviert ist, hat es in sich. Das erste Schwarzweißbild zeigt Demonstranten vor dem Rathaus Schöneberg mit einem Transparent „Welcome to Berlin, Mr. Dictator“. Dieses gilt dem Schah von Persien, der mit seiner Frau Farah Diba auf Staatsbesuch in Deutschland ist, einen Abstecher nach West-Berlin macht und an diesem denkwürdigen Tag, den 2. Juni 1967, vor dem Rathaus Schöneberg von einem lächelnden Regierenden Bürgermeister Heinrich Albertz begrüßt wird. Farah Diba, damals Superstar in den Illustrierten, hat es auch diesem Fotografen angetan, dem ein schönes Porträt gelingt.

Wenige Bilder weiter auf dem Streifen ist das Foto, das eins der wichtigsten Ereignisse der bundesrepublikanischen Geschichte der sechziger und siebziger Jahre dokumentiert. Es zeigt den am Boden liegenden Studenten Benno Ohnesorg – erschossen von dem Polizeibeamten Karl-Heinz Kurras. Das Foto eines Polizeifotografen war noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen. Aber dieser muss genau neben dem Pressefotografen gestanden haben, der das ikonografische Bild machte, wie sich eine junge Mitdemonstrantin über den Erschossenen beugt und das die Öffentlichkeit seither mit dem Tod Benno Ohnesorgs verbindet. Beide müssen aus dem gleichen Winkel heraus und zur selben Zeit auf den Auslöser gedrückt habe. Ihre Aufnahmen unterscheiden sich nur in Nuancen.

"Heute Student morgen tot"

Ganze 16 Filmstreifen mit 393 Aufnahmen fanden sich im Archiv der Polizei zu dem Komplex Schahbesuch und Ohnesorgs Tod. Für heutige Verhältnisse unglaublich wenig. Dazu gehören auch Bilder von den anschließenden Protesten und dem Trauerzug nach Westdeutschland. Jens Dobler, Leiter der Polizeihistorischen Sammlung, ließ die Bilder entwickeln und stellte sie zum 50. Jahrestag für die Ausstellung „Heute Student morgen tot“ – die Parole stand auf einem Protesttransparent – zusammen. Sie sind erstmalig öffentlich zu sehen. Auch in dem Prozess gegen Kurras, der mit einem Freispruch endete, spielte das polizeiliche Bildmaterial keine Rolle, sondern lediglich die Fotos der Journalisten.

Viele Bilder widmen sich dem Schah und seiner Frau

Wie viele Polizeifotografen damals unterwegs waren, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Dobler schätzt, dass es drei gewesen sein könnten. Ihre Bilder werden nicht chronologisch gezeigt, sondern sind nach ihren Archivnummern angeordnet. Neue Erkenntnisse liefern sie nicht; die Geschichte muss nicht umgeschrieben werden. Aber die Aufnahmen zeigen das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel, nämlich dem der Polizei.

Erstaunlich viele Fotos widmen sich dem Schah und vor allem seiner Frau. Aber natürlich auch dem Geschehen vor dem Rathaus Schöneberg. An den Absperrungen sieht man zwischen Demonstranten ältere Frauen, die nicht zum Protestieren gekommen waren, sondern um einen Blick auf das Monarchenpaar zu werfen. Aus der Krummen Straße unweit der Deutschen Oper, wo Benno Ohnesorg zu Tode kam, gibt es nur ganz wenige Bilder. Eines von ihnen zeigt, wie ein Kameramann ungeniert auf den sterbenden Studenten draufhält.

Die Ausstellung ist diese Woche Donnerstag und Freitag, ab nächster Woche bis 30. August montags bis mittwochs von 9 bis 15 Uhr in der Polizeihistorischen Sammlung der Polizei, Platz der Luftbrücke 6, zu sehen. Weitere Infos finden Sie hier.

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