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Die "Hertha" liegt jetzt im Hafen Rummelsburg in Berlin.

© Gregor Fischer/dpa

125. Vereinsjubiläum Hertha BSC: Die Hertha ist zurück in Berlin

Das alte Schiff Hertha gehört zum Gründungsmythos des Berliner Traditionsvereins. Am Donnerstag kam sie endlich in die Hauptstadt zurück.

Als die Hertha am Donnerstag um kurz vor halb zwei in den Hafen Rummelsburg einläuft, sind nur wenige da. Kein triumphaler Empfang. Erst nach und nach tröpfeln die Fans ein. Aber wer hätte gedacht, dass die Hertha, nachdem das Schiff schon Monate Verspätung hatte, ausgerechnet jetzt pünktlich kommen würde?

Die Hertha aber ist schneller als gedacht. „Alles lief ohne irgendwelche Probleme“, sagt Ingmar Pering. Das Präsidiumsmitglied von Hertha BSC, sein Kollege Christian Wolter und einige Fans haben das Schiff 2016 zurückgekauft.

Am 25. Juni 1892 benannten die Brüderpaare Lindner und Lorenz ihren Fußballklub nach dem Dampfer mit dem blau-weißen Schornstein. Es begann die vom Auf und Ab geprägte Geschichte des Vereins und ein langer Irrweg für das Schiff, das fast in Vergessenheit geriet. Bis der Berliner Schiffshistoriker Kurt Groggert es sah und als Hertha erkannte.

„Jetzt kommt sie. Sie kommt!“

2015 begannen Pering und Wolter, den Kauf des Schiffes zu planen, 2016 gründeten sie dafür zusammen mit Fans eine Schiffsbetriebsgesellschaft und holten die Hertha im Juli 2017 von der Kyritzer Seenkette nach Wustermark. Nun tuckert sie mit zehn Kilometern pro Stunde den Britzer Verbindungskanal entlang. Von der Straße winken Passanten und auch ein paar Fans sind pünktlich – also verfrüht – auf den Brücken der Stadt, um ihr zu huldigen.

Um viertel vor zwei soll die Hertha unter der Markgrafenbrücke hindurchschippern. Mike Gröning und eine Freundin haben schon um kurz nach eins ihre Transparente aufgehängt. An das Geländer geknüpfte Schals flattern im Wind. Plötzlich ein Punkt unter der nächsten Brücke. „Jetzt kommt sie. Sie kommt!“, ruft Gröning, hält mit der Handykamera auf den immer größer werdenden Punkt und winkt.

Dann grüßt die Hertha zurück, tutet lange in den Ostberliner Winter. „Ich hatte fast Pipi in den Augen“, sagt Gröning, der im Vorstand mehrerer Fanclubs sitzt. Seit 40 Jahren sei er Fan „von diesem Scheißverein“. Nicht alle Fans hatten so ein gutes Timing wie er.

„Wir waren auf dem Schiff viel schneller als es der Zeitplan, den wir veröffentlicht hatten, vorgesehen hat“, sagt Ingmar Pering. „An einer der Brücken haben 50 Mann auf uns gewartet, aber wir waren zu früh da. Wir haben uns verpasst.“ Pering bedauert das. Gerne hätte er den Fans die Chance gegeben, die Heimreise der Hertha so nah wie möglich mitzuerleben. Aber der Kanal war frei und sie durften keinen Stau verursachen und warten.

Die Hertha soll ein Veranstaltungsort für Fans werden

Als die Hertha im Hafen der Reederei Riedel liegt und die ersten Fans sich nach Oberschöneweide – quasi ins Revier des Lokalrivalen, des 1. FC Union – getraut haben, können sie den Mythos erleben. Stolz schreiten sie über Deck, Frank Zander streichelt zärtlich die Transparente, die Gröning an der Reling befestigt hat.

1993 schrieb der Schlagersänger die Vereinshymne „Nur nach Hause geh'n wir nicht“. Ihrem Zuhause ist die Hertha nun ein gutes Stück näher gekommen, auch wenn sie den Winter über in Oberschöneweide ankern soll. „Im Januar starten wir dann die Gespräche mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung“, erklärt Pering.

„Wenn alles gut läuft, können wir vielleicht schon im Frühjahr mit den nötigen Umbaumaßnahmen beginnen.“ Bei den Umbauten will die Reederei Riedel beraten. Geschäftsführer Lutz Freise spricht von „einer Ehre“. Man wolle das Schiff wieder sichtbar machen. Das ist auch das Ziel der Schiffsbetriebsgesellschaft. Die Hertha soll zwar ein Veranstaltungsort für Fans werden. „Aber vor allem wollen wir das Hertha-Gefühl in der Stadt halten“, erklärt Pering. „Das ist auch eine Frage der Tradition, und wir wollen da unseren Beitrag leisten.“

Wo die Hertha nach ihrem Winterschlaf bleiben wird, ist noch unklar. In Berlin sind Liegeplätze selten geworden. „Aber es wird eine Möglichkeit geben“, versichert Pering. Mike Gröning kann sich schon einen vorstellen: den Wannsee.

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