Der Fall Guttenberg polarisiert quer durch alle Bevölkerungsschichten. Dieses Desaster wird sich nicht durch Routine beseitigen lassen. Speziell das Verhalten Merkels hat großen Schaden angerichtet.
Tissy Bruns
Keine Atempause, auch am Tag nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers tobt die Debatte weiter. "Wir wollen Guttenberg zurück" ruft auf Facebook eine wachsende Zahl von Fans. Einige Überlegungen nach Lektüre der Beiträge auf der KT-Seite.
Meisterliche Machiavellisten haben Guttenbergs Popularität in eine "Mehrheit hinter Guttenberg" verwandelt, eine quasi demokratische Legitimation, die seine Fehler aufwiegt. Wie die Affäre aus der Welt geschafft werden soll.
Libyen brodelt. Völlig offen ist, was geschieht, wenn Gaddafi fällt. Die Gefahren sind offensichtlich. Und die Chancen? Die Demokratie können Tunesier oder Ägypter nur selbst aufbauen. Die westlichen Demokratien müssen vor allem eines ändern: ihre Haltung.
Der Fluch der bösen Tat, die Guttenberg nicht gesteht, hat rasant zu einem Tiefpunkt der moralischen Verlotterung geführt. Sie habe ihn nicht als wissenschaftlichen Assistenten berufen, sagt Angela Merkel. Ach, wer hätte das gedacht? Ein Kommentar.
Während drei Ministerpräsidenten mit Aversionen gegen die Berliner Politik versuchen, doch noch einen Kompromiss zu finden, zeigen neue Zahlen, wie viele Menschen dauerhaft von Hartz IV abhängig sind. Das Konzept vom "Fordern und Fördern" funktioniert nicht.
Punktlandung: Die Hartz-IV-Verhandlungen scheitern am Jahrestag des Verfassungsgerichtsurteils. Die Debatte war von Anfang an vergiftet. Seit Monaten hören wir den Satz: "Hartz IV ist kein Gewinnerthema". Was bedeutet er eigentlich?
Demografie und Demokratie: Mit seinem Verhalten gegenüber autokratischen Systemen belügt sich der Westen selbst.
Eine lebensnahe Haltung zur Steigerung weiblicher Macht ist bei der Bundeskanzlerin nicht zu erkennen. Vielleicht, weil Angela Merkel findet: Eine an der Spitze, das reicht.
Manchmal stellt sich das leise Unbehagen ein, dass die Bundeskanzlerin Politik in einer Weise neu definiert, die einfach nicht zu fassen ist. Ihr Regierungssprecher durfte verkünden, dass es nun doch nichts wird mit der gesetzlichen Frauenquote in der Wirtschaft.
Hoffnungen und Befürchtungen halten sich in der europäischen Politik die Waage, wenn es in diesen Tagen um die Entwicklung in der arabischen Welt geht. Der Freiheitstraum von Millionen junger Menschen ist ein mächtiger Faktor der Weltgeschichte.
Die US-Mittelschicht, die Wirtschaftsführer in Davos - alle in der westlichen Welt reden über "Tiger Mother", das Buch von Amy Chua über das Scheitern der westlichen Erziehung. In seiner Angst vor China offenbart der Westen die eigene Ich-Schwäche.
In seiner Angst vor China offenbart der Westen die eigene Ich-Schwäche
Das Motto des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos "Gemeinsame Normen für eine neue Realität" beschreibt ein Defizit. Unsere "Top-Manager" sind überfordert und zeigen eine merkwürdige Larmoyanz gegenüber dem Aufstieg Chinas.
Missbrauch und die Folgen: Die verlogene Rechtfertigung jahrzehntelanger Vertuschung hat sich, paradoxe Gerechtigkeit, schließlich gegen die Institutionen selbst gerichtet: Die Odenwaldschule wird den Vertrauensverlust nicht überstehen. Die katholischen Kirche wird sich entschieden reformieren müssen.
Der Blick auf Tunesien, auf die Unruhen im Iran 2009, auf aufsteigende Großmächte wie China zeigt, dass die Freiheit unsere einzige unschlagbare Attraktion ist. Entwicklung oder Bildung versprechen auch andere. Demokratieexport ist kein Erfolgsmodell.
Im Kontrapunkt antwortet Tissy Bruns diesmal auf die Online-Diskussion zu ihrem Beitrag "Die verlogene Unschuld des Kommunismus". Hat der wahre Kommunismus mit dem real erlebten und seinen Verbrechen nichts zu tun?
Die SPD will endlich Politik für die machen, die sich vom Fortschritt abgehängt fühlen
Nach einem Jahr des Wundenleckens stellt die SPD sich neu auf. Die Partei will endlich Politik für die machen, die sich vom Fortschritt abgehängt fühlen.
Als finstere Realität hat es sich erwiesen, das Gespenst des Kommunismus. Nur eine Linke, die das verstanden hat, kann geistig frei sein.
Die große Welle des Zeitgeistes, der die Westerwelle-FDP einst getragen hat, war mit der Finanzkrise schon gebrochen. Dass der jungen Garde nun nur ein trotziges "Jetzt erst recht" einfällt, bringt die Krise der FDP auf den Punkt.
Die Natur kennt keinen Abfall, und nicht nur in diesem Punkt ist es vernünftig, ihr nachzueifern. Der Umgang mit den Verwertungsketten, der verbotenes Dioxin ins Frühstücksei befördert hat, ist auch ein Blick auf den Widerspruch unserer Zeit.
Viele Ereignisse, noch mehr Events. Kann es sein, dass wir vor lauter Aufregern die Entwicklungen übersehen? Tissy Bruns fragt im "Kontrapunkt", wo denn das „Primat der Politik“ abgeblieben ist.
Drei bittere Wahrheiten nehmen wir aus diesem Jahr mit: Sexuelle Gewalt gegen Kinder lauert gerade dort, wo sie auf Schutz vertrauen. Institutionen, in denen Missbrauch stattfindet, neigen zum Vertuschen, die Gesellschaft will vergessen.