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Arztbrief: Zysten

Unser Experte Herbert Mecke ist Chefarzt der Klinik für Gynäkologie am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum. Das Krankenhaus ist eines der drei von den niedergelassenen Gynäkologen Berlins für die Durchführung von gynäkologischen Operationen am häufigsten empfohlenen Krankenhäuser (Ärzteumfrage 2015 von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin).

ERKLÄRUNG Zysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume. Diese kommen in vielen Organen des menschlichen Körpers vor und sind meist nicht besorgniserregend. So entstehen sie an den Eierstöcken von Frauen im gebärfähigen Alter in jedem Menstruationszyklus, weil sie abhängig vom Hormonhaushalt auftreten. Normalerweise bilden sie sich nach einer Fruchtbarkeitsphase aber wieder zurück.

Zysten sind meist gutartig. Doch raten Ärzte dazu, Zysten sehr genau zu untersuchen, um ein dahintersteckenden Eierstockkrebs auszuschließen.

Zysten (1) sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräumen, die - unter anderem - an den Eierstöcken (2) auftreten. Es gibt drei Arten: Funktionszysten, die bei jedem Zyklus entstehen und danach wieder verschwinden, gutartige Neubildungen zum Beispiel durch eine Endometriose und Zysten als Symptom eines Eierstockkrebses.
Zysten (1) sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräumen, die - unter anderem - an den Eierstöcken (2) auftreten. Es gibt drei Arten: Funktionszysten, die bei jedem Zyklus entstehen und danach wieder verschwinden, gutartige Neubildungen zum Beispiel durch eine Endometriose und Zysten als Symptom eines Eierstockkrebses.

© Fabian Bartel

SYMPTOME Zysten sind häufig einen bis sechs Zentimeter groß. Allerdings reichen die Größen von wenigen Millimetern bis zu 50 Zentimetern. Sind die Hohlräume sehr klein, verursachen sie auch keine starken Beschwerden. Allenfalls ziehende, einseitige Unterbauchschmerzen können auftreten.

Selbst wenn sie größer werden, muss das nicht immer ein Problem sein. „Zysten können eine beträchtliche Größe erreichen, mehr als zehn bis 15 Zentimeter, ohne dass sie stärkere Beschwerden verursachen“, sagt Herbert Mecke, Direktor der Klinik für Gynäkologie am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum.

Wenn Beschwerden auftreten, dann in der Regel wenn die Zysten sehr groß geworden sind: Regelzyklusstörungen, schmerzhafte Regelblutungen, irreguläre Blutungen, Rückenschmerzen, Schmerzen beim Stuhlgang, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Zunahme des Leibesumfangs und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind dann möglich.

Akute, heftige Unterleibsschmerzen treten vor allem dann auf, wenn eine oder mehrere Zysten platzen. Allerdings ist das relativ selten der Fall - und auch dann in den meisten Fällen ungefährlich. Nur wenn in diesem Fall ein Blutgefäß verletzt wird, kann es zu gefährlichen Blutungen kommen, die eine Notoperation nötig machen.

URSACHEN Ärzte unterscheiden drei Gruppen von Zysten am Eierstock - jeweils nach deren Ursachen.

Die erste Gruppe sind die sogenannten Funktionszysten, die zu jedem Menstruationszyklus dazugehören. Diese bilden sich unter dem Einfluss des weiblichen Sexualhormons Östrogen während des Regelzyklus in den Eierstöcken, platzen beim Eisprung und verschwinden wieder von allein. Diese werden selten größer als sechs Zentimeter, sagt Mecke.

Die zweite Gruppe sind gutartige Neubildungen, wie Cystome oder Zysten infolge einer Endometriose (siehe Seite 50). Die Cystome enthalten eine wässrige oder schleimige Flüssigkeit, die Endometriosezysten sind mit einem bräunlichen zähen Sekret aus Menstruationsblut gefüllt, weshalb sie auch als „Schokoladenzysten“ bezeichnet werden. Sie können unbehandelt bis auf eine Größe von 15 Zentimetern heranwachsen.

Und schließlich können Zysten, die Beschwerden hervorrufen oder sich nicht zurückbilden, auch ein Hinweis darauf sein, dass möglicherweise ein bösartiger Tumor in den Eierstöcken sitzt.

Diagnose Die Unterscheidung, um welche Art von Zyste es sich am Eierstock handelt, kann schwierig sein. Der Gynäkologe erkennt die Art der Zysten mithilfe von Tastuntersuchungen und von bildgebenden Verfahren, hauptsächlich über Ultraschalluntersuchungen. „Magnetresonanz und Computertomografien helfen nur in Ausnahmefällen weiter“, sagt Mecke.

Manchmal sei es erforderlich, einen oder zwei Monatszyklen abzuwarten, um zu sehen, ob sich eine Zyste bei Patientinnen im fortpflanzungsfähigen Alter von alleine wieder zurückbildet. Dann handelt es sich um eine Funktionszyste.

Bringt die Untersuchung keine exakten Ergebnisse, kann eine Bauchspiegelung nötig sein, bei der aus den Zysten Gewebeproben entnommen werden, um einen Tumor auszuschließen.

THERAPIE Die Behandlung hängt von der Art und Größe der Zysten sowie dem Alter der Patientin ab. Bei jungen Frauen warten Ärzte in der Regel ab, ob sich die Zysten von allein wieder zurückbilden, und kontrollieren zunächst nur deren Wachstum. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind vor allem bei Zysten nötig, die sich bei Frauen jenseits der Wechseljahre bilden.

Eine Neuentstehung der Hohlräume kann durch Hormone unterbunden werden. Oft verschreiben Ärzte dann die Pille oder andere Medikamente, die den Hormonhaushalt beeinflussen. Operationen sind eher die Ausnahme. „Funktionszysten sollten nur bei Komplikationen oder starken Beschwerden etwa infolge eines Risses der Zyste operiert werden“, sagt Chefarzt Mecke.

Die sogenannten „Schokoladenzysten“ infolge einer Endometriose müssen dagegen chirurgisch entfernt werden. Hierfür steht die Bauchspiegelung als minimalinvasives Verfahren zur Verfügung. Der Eingriff erfolgt über kleine Schnitte am Bauch, durch die nur millimetergroße, langstielige Instrumente in die Körperhöhle eingeführt werden, mit denen die Operation erfolgt.

Der Arzt könne die Hohlräume, die oft mit einer harten Schale umhüllt in der Wand des Eierstocks sitzen, gut herausschälen, ohne das Gewebe zu schädigen, sagt Mecke. Die Patientin liegt dabei in Vollnarkose auf dem Operationstisch. Der Unterbauch wird mit Kohlendioxid aufgeblasen, um dem Chirurgen ein freies Operationsfeld für die Endoskope zu bieten. Mit den langstieligen Instrumenten und einer Kamera, die durch drei kleine Schnitte in den Bauch der Patientin geschoben werden, operiert Chefarzt Mecke die Zysten an den Eierstöcken. Zunächst wird sie eröffnet und das darin enthaltene zähflüssige Sekret abgesaugt.

Anschließend zerteilt der Chirurg die nun leere Hülle der Zyste und löst sie vom Eierstock. Mithilfe eines kleinen Greifers holt er die Reste des Gewebes aus dem Bauch heraus. Anschließend wird der Eierstock wieder vernäht. „Da besteht kein Risiko für die Fruchtbarkeit“, sagt Mecke. „Im Gegenteil, damit erhalten wir sie.“

Besteht der Verdacht, dass Zysten durch eine Krebsgeschwulst im Eierstock verursacht wurden, müssen die Ärzte unter Umständen auch bei jungen Frauen den Eierstock komplett entfernen.

Die Redaktion des Magazins "Tagesspiegel Kliniken Berlin 2016" hat die Berliner Kliniken, die diese Erkrankung behandeln, verglichen. Dazu wurden die Behandlungszahlen, die Krankenhausempfehlungen der ambulanten Ärzte und die Patientenzufriedenheit in übersichtlichen Tabellen zusammengestellt, um den Patienten die Klinikwahl zu erleichtern. Das Magazin kostet 12,80 Euro und ist erhältlich im Tagesspiegel Shop.

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