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In der Sahelzone kommt es immer wieder zu Dürren. Nicht alle sind Folgen des Klimawandels. Aber die globale Erwärmung verschlimmert die Lage in vielen Ländern.

© Nic Bothman/dpa

Politikberatung: Forschen für das Klima

„China und die USA können ihre Klimaziele tatsächlich erreichen“. Niklas Höhne berät Regierungen dabei, eigene Ziele zur Minderung der Treibhausgasemissionen zu formulieren.

In den Delegiertentaschen des ersten Weltklimagipfels in Berlin lagen ein Solar-Radio und ein Regenschirm. Niklas Höhne erinnert sich genau. Angela Merkel (CDU) war damals Umweltministerin und Gastgeberin. Es war auch sein erster Klimagipfel. Noch nicht als Regierungsberater wie heutzutage, sondern als studentische Hilfskraft. Sein Job war es, die besagten Taschen auszugeben.

Höhne war auch in Kyoto dabei. Da arbeitete er für das Klimasekretariat der Vereinten Nationen UNFCCC in Bonn. Doch der inzwischen 45-Jährige hatte schon bald keine Lust mehr, Klimaverhandlungen lediglich zu organisieren. Er wollte „Input geben“. Jahrelang arbeitete er beim niederländischen Energieberatungsunternehmen Ecofys. Höhne war schon bald ein gefragter Experte für Klimapolitik. Seit dem vergangenen Herbst ist er zudem unter die Gründer gegangen. Mit sechs Kollegen hat er das New Climate Institute gegründet, um nun als gemeinnütziges Unternehmen noch mehr Einfluss nehmen zu können.

"Die Gipfel haben Klimapolitik angeregt"

Höhne hat inzwischen viele von denen beraten, denen er 1995 Klimataschen in die Hand gedrückt hat. Seine Auftraggeber sind das UN-Umweltprogramm Unep, die Europäische Kommission und viele Regierungen in aller Welt. Obwohl Höhne die Klimaverhandlungen seit 20 Jahren beobachtet, ist er keineswegs frustriert. „Die Gipfel haben dazu geführt, dass überall auf der Welt nationale Klimapolitik entwickelt worden ist“, argumentiert Höhne. Ohne das Kyoto-Protokoll „gäbe es keinen europäischen Emissionshandel“. Die Idee, eine Obergrenze für den CO2-Ausstoß zu bestimmen und Kohlendioxid-Zertifikate handelbar zu machen, ist in China angekommen, wo 2016 mehrere regionale Testläufe zu einem nationalen Handelssystem werden sollen. In mehreren amerikanischen und kanadischen Staaten und Provinzen müssen Firmen CO2-Zertifikate kaufen, wenn sie mehr davon in die Atmosphäre blasen wollen, als ihnen zugeteilt wurde. Auch in Südkorea gibt es einen Emissionshandel.

Niklas Höhne hat im vergangenen Herbst das New Climate Institute gegründet. Er begann seine Karriere als Regierungsberater als studentische Hilfskraft beim ersten Weltklimagipfel in Berlin.
Niklas Höhne hat im vergangenen Herbst das New Climate Institute gegründet. Er begann seine Karriere als Regierungsberater als studentische Hilfskraft beim ersten Weltklimagipfel in Berlin.

© New Climate Institute

Der erste, wenn auch letztlich relativ wirkungslose, internationale Klimavertrag hat Regierungen weltweit zum Handel angeregt. Höhnes Institut gehört zu einem Konsortium mehrerer Forschungseinrichtungen, darunter auch das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, das mit dem „Climate Action Tracker“ überprüft, ob die Summe nationalen Klimaschutzes ausreicht, um die globale Erwärmung unter zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung zu halten. „Es reicht nicht aus“, sagt er.

Die Angebote reichen noch nicht aus

Höhne und seine Kollegen nehmen die sogenannten INDCs unter die Lupe, das sind Angebote, die die Staaten im Vorfeld des Pariser Klimagipfels vorlegen. Auch sie reichen vermutlich nicht aus. Trotzdem ist Höhne optimistisch. „China und die USA haben sich auf Klimaziele geeinigt, und beide können sie auch erreichen“, meint er. Auch unverbindliche Zusagen waren nicht ohne Wirkung, wie der von Mexiko von 2009. Dieser sei „in einem Klimagesetz festgehalten“ worden. Aktuelle INDCs „von Marokko und Äthiopien sind vorbildlich, weil diese Länder mehr tun, als man von ihnen erwarten würde“. Aktuell berät er Länder, die noch nicht so weit sind. „Wir könnten noch viel mehr tun“, sagt er. Aber dafür hat er kurz nach der Unternehmensgründung „noch nicht die Leute“.

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